Die US-Lyrikerin und Literaturnobelpreisträgerin Louise Glück ist tot. Das sagte der Chef des Verlags Farrar, Straus and Giroux, Jonathan Galassi, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in New York. Glück wurde 80 Jahre alt. Die Todesursache sei Krebs gewesen, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf Richard Deming, einen Kollegen von Glück an der Englisch-Fakultät der Elite-Universität Yale. 2020 war Glück mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden - für viele damals überraschend, Experten hatten ihren Namen vorab nicht auf dem Zettel. Die Schwedische Akademie begründete die Auswahl mit der «unverkennbaren poetischen Stimme», mit der Glück «mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell» mache. Die Stimme von Glück sei «aufrichtig, kompromisslos und signalisiert, dass diese Poetin verstanden werden will. Aber es ist auch eine Stimme voller Humor und beißender Scharfsinnigkeit», hieß es in der Begründung. Der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck kommentierte die Entscheidung der Akademie damals als «Überraschung, aber keine schlechte». «Erst habe ich Panik bekommen, dann dachte ich, dass ich halluziniere», sagte Glück in einer ihrer ersten Reaktionen auf den Preis. «Danach fühlte ich mich unglaublich geehrt.» Sie überlegte, mit dem Preisgeld ein Haus im US-Bundesstaat Vermont zu kaufen - zugleich äußerte die Lyrikerin, die äußerst ungern im Scheinwerferlicht stand, aber auch Sorge, dass sich ihr Alltag durch den Preis verändern werde. Glück wurde 1943 in New York geboren und wuchs als Tochter eines Unternehmers und einer Hausfrau in Long Island auf. Ihre Großeltern väterlicherseits waren aus Ungarn eingewanderte Juden. Als Kind litt Glück unter Essstörungen, Psychotherapie war lange wichtiger Teil ihres Lebens. Schon als Mädchen schrieb sie Gedichte. Nach ihrem Debüt «Firstborn» (1968) veröffentlichte sie zahlreiche weitere Gedichtbände sowie mehrere Bücher mit Essays über Poesie. Im Luchterhand-Verlag sind vier ihrer Werke auf Deutsch erschienen: «Wilde Iris», «Averno», «Winterrezepte aus dem Kollektiv» und «Treue und edle Nacht». «Ich war ein einsames Kind», sagte Glück in einem ihrer seltenen Interviews. «Meine Interaktionen mit der Welt als soziales Geschöpf waren unnatürlich, gezwungen, und ich war am glücklichsten, wenn ich gelesen habe.» Nach der Schule besuchte sie zeitweise das Sarah Lawrence College und die Columbia University in New York. Später lehrte Glück, die zweimal verheiratet war und einen Sohn hatte, an verschiedenen Universitäten, zuletzt an der Elite-Universität Yale. Trotz ihrer Ablehnung des Scheinwerferlichts hatten sich schon vor dem Nobelpreis die öffentlichen Auszeichnungen für Glück gehäuft: Offizielle Dichterin der Kongressbibliothek in Washington, Guggenheim-Stipendien, Pulitzer-Preis und National Book Award gehörten dazu. In Glücks Texten geht es fast immer um Emotionen und Gedanken - um Einsamkeit, Familienbeziehungen, Liebe, Verzweiflung, Scheidungen und Tod - oft durchwirkt mit klassischen antiken Mythen und Sagen. Die Spezialität der Poetin sei «genau die Sache, die nur lyrische Dichtung schaffen kann, und die zu den intimsten, nicht-öffentlichsten Dingen gehört, die Wörter schaffen können», schrieb die «New York Times» einmal. «Die ganz spezielle Musik der Gedanken zu imitieren.»Kindheit in Long Island
Jede Menge Auszeichnungen
Bildnachweis: © Susan Walsh/AP
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
«Musik der Gedanken»: Nobelpreisträgerin Glück ist tot
2020 bekam US-Lyrikerin Louise Glück den Literaturnobelpreis und wurde so weltweit bekannt. Sie habe eine «unvergleichliche poetische Stimme», hieß es damals. Nur drei Jahre später ist Glück nun gestorben.
Meistgelesene Artikel
- 29. August 2024
Polizei: Frau auf Straße von Ex-Ehemann erstochen
Ein Mann greift seine Ex-Frau mit einem Messer an. Die 36-Jährige wird schwer verletzt und stirbt. Hat der Mann Rache an seiner früheren Ehefrau geübt?
- 26. August 2024
Dein Erkelenz Wochenübersicht für die KW 35
Was steht vom 26.08. bis 01.09.2024 in Erkelenz an?
- 2. September 2024
Dein Erkelenz Wochenübersicht für die KW 36
Was steht vom 02.08. bis 08.09.2024 in Erkelenz an?
Neueste Artikel
- 20. September 2024
Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren
Der Ursprung der Corona-Pandemie ist rätselhaft. Einer weiteren Studie zufolge stammt das Virus wohl von Wildtieren und nicht aus einem Labor. Beweisen lässt sich das nicht - aus einem klaren Grund.
- 20. September 2024
Rapide Ausbreitung von Mpox in Afrika
Von Mpox betroffen sind immer öfter kleine Kinder. Der Impfstoff ist für sie aber nicht zugelassen.
Weitere Artikel derselben Kategorie
- 20. September 2024
Studie: Sars-CoV-2 stammt vermutlich von Wildtieren
Der Ursprung der Corona-Pandemie ist rätselhaft. Einer weiteren Studie zufolge stammt das Virus wohl von Wildtieren und nicht aus einem Labor. Beweisen lässt sich das nicht - aus einem klaren Grund.
- 20. September 2024
Rapide Ausbreitung von Mpox in Afrika
Von Mpox betroffen sind immer öfter kleine Kinder. Der Impfstoff ist für sie aber nicht zugelassen.