7. März 2024 / Aus aller Welt

Ältester Nachweis für Frühmenschen in Europa

Heute existiert nur noch Homo sapiens, einst aber gab es viele andere Hominine, unter anderem Homo erectus. Eine neue Studie gibt Hinweise darauf, wie er in Europa einwanderte.

Studienleiter Roman Garba steht an der Ausgrabungsstätte bei Korolewo in der Ukraine.
von dpa

Frühmenschen waren einer Studie zufolge bereits vor rund 1,4 Millionen Jahren in Europa und damit deutlich früher als bisher angenommen. Darauf lasse eine Schicht mit Steinwerkzeugen in einer Ausgrabungsstätte bei Korolewo in der Ukraine schließen, berichtet ein Forschungsteam in der Fachzeitschrift «Nature». Die bisher frühesten Belege für Frühmenschen in Europa aus Ausgrabungsstätten in Atapuerca (Spanien) und der Vallonet-Höhle in Südfrankreich seien 1,1 bis 1,2 Millionen Jahre alt. Womöglich sei Europa von Ost nach West besiedelt worden, vermutet die Gruppe um Roman Garba von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag.

Die Ausgrabungsstätte bei Korolewo wurde 1974 entdeckt und seitdem vielfach untersucht. «Obwohl Korolewos Bedeutung für die europäische Altsteinzeit weithin anerkannt ist, müssen Altersgrenzen für die untersten Steinartefakte noch abschließend geklärt werden», schreiben die Studienautoren. Für die Altersbestimmung dieser Schicht verwendeten sie zwei Datierungsmethoden, die auf seltenen radioaktiven Isotopen beruhen: Beryllium-10 und Aluminium-26. Sie entstehen, wenn kosmische Strahlung auf quarzhaltige Ablagerungen trifft. Die Isotope zerfallen sehr langsam und über ihr Verhältnis zueinander kann das Alter einer Schicht bestimmt werden.

Beide Methoden erbrachten ein Alter von etwa 1,42 Millionen Jahren. Eine Altersbestimmung von Proben der Ausgrabungsstätte im spanischen Atapuerca mit einer der Methoden hatte ein Alter von 1,12 Millionen Jahren zum Ergebnis. 

Ältester Homo-erectus-Fund Europas

Die gefundenen Steinwerkzeuge, die die Forscher Frühmenschen der Art Homo erectus zuordnen, sind demnach die ältesten bisher bekannten in Europa. Zwar wurden in Georgien rund 1,8 Millionen Jahre alte frühmenschliche Knochen gefunden, doch der Fundort Dmanissi liegt im südgeorgischen Kaukasus knapp außerhalb Europas. 

Aus der räumlichen und zeitlichen Abfolge der verschiedenen Funde ergibt sich für die Forscher ein deutlicher Hinweis darauf, dass Frühmenschen wohl von Ost nach West allmählich nach Europa vordrangen. Womöglich kamen sie demnach von der Levante (Naher Osten), wo im Zarqa-Tal in Jordanien zwei bis zweieinhalb Millionen Jahre alte Steinwerkzeuge gefunden wurden, die denen in Korolewo ähneln. Die Hominiden könnten dann entweder über den Kaukasus oder über Kleinasien (Türkei) in die heutige Westukraine gekommen sein.

Zogen die Menschen schon früher in höhere Breiten?

Der Fundort bei Korolewo liegt nahe der Theiß, einem Nebenfluss der Donau. Eine Gruppe Frühmenschen könnten entlang der Donau flussaufwärts nach Europa eingewandert sein, so die Vermutung des Teams. Noch gebe es aber zu wenige Funde im Zusammenhang mit Frühmenschen in Europa, um eine verlässliche Chronologie aufzustellen. «Aber vorerst können wir sagen, dass die Besiedlung Korolewos vor etwa 1,4 Millionen Jahren die Annahme infrage stellt, dass die Menschen erst nach der weitverbreiteten Kolonisierung Südeuropas vor etwa 1,2 Millionen Jahren in höhere Breiten zogen.»

Wenn die Zuordnung der Werkzeuge zu Homo erectus korrekt ist, wäre Korolewo mit 48,2 Grad nördlicher Breite demnach der nördlichste bisher bekannte Ort, an dem sich diese Frühmenschenart aufgehalten hat. Die Bedingungen dafür waren vor 1,42 Millionen wohl nicht schlecht: Zu jener Zeit gab es drei zwischeneiszeitliche Warmzeiten, die zu den wärmsten ihres Zeitalters (frühes Pleistozän) zählen. 


Bildnachweis: © -/Roman Garba/dpa
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