30. Juli 2024 / Aus aller Welt

Tiefseebergbau großes Thema bei Meeresbodenbehörde

Die Pläne für das erste Tiefseebergbau-Projekt werden konkret. Wie sich die zuständige internationale Behörde angesichts der Umweltgefahren dazu verhält, wird bei einer Vollversammlung diskutiert.

Um Manganknollen geht es beim Streit über den Tiefseebergbau. (Archiv)
von dpa

Geprägt von der Aussicht auf einen ersten Tiefseebergbau-Antrag hat eine Generalversammlung der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) begonnen. Zum Auftakt der fünftägigen Tagung am ISA-Sitz in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston wurde Malta am Montag das 28. Land, das ein Moratorium, eine vorsorgliche Pause oder ein Verbot des Tiefseebergbaus fordert. Diese Gruppe, zu der auch Deutschland gehört, will bei der Generalversammlung eine Grundsatzregelung zum Schutz der Meeresumwelt zur Diskussion bringen. Gegen Ende der Woche wird der ISA-Generalsekretär gewählt.

Die Grundsatzregelung soll festlegen, dass die ISA keinen Tiefseebergbau genehmigt, bis die Umweltfolgen genauer erforscht sind. Bei der vorherigen jährlichen Generalversammlung verhinderten China und andere Mitgliedstaaten, die den Tiefseebergbau befürworten, den Programmpunkt. Sie zögerten die Verabschiedung der Tagesordnung bis zum letzten Moment hinaus. 

Konzern prescht mit Tiefseebergbau-Plänen vor

Trotz der Bedenken zahlreicher Experten kündigte der kanadische Konzern The Metals Company an, einen ersten Antrag für ein Tiefseebergbau-Projekt noch in diesem Jahr zu stellen. Übernächstes Jahr will er im Pazifik mit dem kommerziellen Abbau von Rohstoffen am Boden der Tiefsee beginnen.

Beim Tiefseebergbau geht es vor allem um den Abbau sogenannter Manganknollen auf dem Boden der Hohen See. Diese entstehen über Millionen Jahre und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel, die zur Herstellung von Batterien etwa für Elektroautos verwendet werden könnten. Studien zeigen Gefahren für die noch wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee. Außerdem stellen einige Experten die Notwendigkeit des Tiefseebergbaus für die Energiewende infrage.

In den vergangenen zwei Wochen tagten die 36 Mitgliedstaaten des ISA-Rats in Kingston. Zum wiederholten Mal einigten sie sich nicht auf ein Regelwerk für den Tiefseebergbau. Daher ist unklar, wie mit einem Antrag der Metals Company umgegangen würde. Eine wichtige Rolle könnte der Generalsekretär spielen.

Umstrittener ISA-Chef steht zur Wiederwahl

Der Amtsinhaber Michael Lodge, der eine dritte Amtszeit anstrebt, tritt gegen die brasilianische Ozeanographin Leticia Carvalho an. Dem Briten werfen Umweltaktivisten und manche Mitgliedstaaten vor, der Industrie nahezustehen und entgegen seiner Neutralitätspflicht den Tiefseebergbau zu fördern.

An der Generalversammlung nehmen alle ISA-Mitglieder teil: die 168 Vertragsstaaten des UN-Seerechtsübereinkommens (Unclos) und die Europäische Union. Das 1994 in Kraft getretene Unclos schuf die ISA zur Verwaltung des Meeresbodens der Hohen See - eines gemeinsamen Erbes der Menschheit. 


Bildnachweis: © Ingo Wagner/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Dein Erkelenz Wochenübersicht für die KW 37
Erlebe Dein Erkelenz

Was steht vom 09.09. bis 15.09.2024 in Erkelenz an?

weiterlesen...
Dein Erkelenz Wochenübersicht für die KW 35
Erlebe Dein Erkelenz

Was steht vom 26.08. bis 01.09.2024 in Erkelenz an?

weiterlesen...
Britische Regierung: Messergewalt ist nationale Krise
Aus aller Welt

Immer wieder kommen in Großbritannien junge Menschen ums Leben, weil jemand ein Messer zückt. Die Londoner Regierung will gegen Messergewalt vorgehen und setzt dabei auf prominente Unterstützung.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Musk träumt von Mars-Reisen für jedermann
Aus aller Welt

Mond und Mars müssten besiedelt werden, bevor auf der Erde die Ressourcen ausgehen, findet Elon Musk. Die Mars-Missionen seines Unternehmens SpaceX sollen dafür bald richtig Fahrt aufnehmen.

weiterlesen...
Mordprozess gegen bei Leipzig gefassten Italiener begonnen
Aus aller Welt

Der gewaltsame Tod einer 22-jährigen Studentin bewegt Italien seit Monaten. Ihr Ex-Freund hatte sie vor der Tat monatelang gestalkt. Jetzt droht ihm lebenslange Haft.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Musk träumt von Mars-Reisen für jedermann
Aus aller Welt

Mond und Mars müssten besiedelt werden, bevor auf der Erde die Ressourcen ausgehen, findet Elon Musk. Die Mars-Missionen seines Unternehmens SpaceX sollen dafür bald richtig Fahrt aufnehmen.

weiterlesen...
Mordprozess gegen bei Leipzig gefassten Italiener begonnen
Aus aller Welt

Der gewaltsame Tod einer 22-jährigen Studentin bewegt Italien seit Monaten. Ihr Ex-Freund hatte sie vor der Tat monatelang gestalkt. Jetzt droht ihm lebenslange Haft.

weiterlesen...